Glückwunsch zum 80., Clausjürgen!

Basketball im Blut: die drei Reinsbergers
Dirk, Clausjürgen und Claus Reinsberger. © Foto: Pro-Basketball Paderborn

Wenn es im Paderborn Basketball den Brauch gäbe, die Trikotnummer eines verdienten Spielers nicht mehr zu vergeben, hätte „seine“ Rückennummer 4 unter der Hallendecke der Maspernhölle sicherlich einen Ehrenplatz inne. Die „4“ – sie war in den Gründungsjahren des VBC 69 Paderborn Clausjürgen Reinsbergers Markenzeichen. Am 4. April 2021 begeht der verdiente Paderborner Basketballer und Erfolgstrainer seinen 80. Geburtstag. Pro-Basketball gratuliert ganz herzlich.

Clausjürgen Reinsberger mit seinen Söhnen Claus (links) und Dirk. © Foto: Pro-Basketball Paderborn

Wie kaum ein anderer Spieler prägte der Flügel – nach heutiger Positionsbezeichnung wohl eine „Zwei“ – das erste Jahrzehnt des jungen Vereins. Anschließend führte Reinsberger als Trainer den VBC in die 3. Liga (1982) und danach den SC Borchen in ungeahnte Höhen.

„Er war nicht nur Trainer, sondern vor allem auch Mensch. Die persönliche Entwicklung seiner Spieler war ihm ebenso wichtig wie die sportliche“, erinnert sich der Pro-Basketball-Vorsitzende Hans Peter Tipp an gemeinsame Zeiten.

Der im brandenburgischen Fürstenwalde geborene und in Bochum aufgewachsene Reinsberger kam 1965 als Erstligaspieler des VfL Bochum und dreimaliger Nationalspieler nach Paderborn, um an der Staatlichen Ingenieursschule zu studieren. In Bochum hatte er zuvor mit dem VfL in der damals höchsten deutschen Spielklasse – damals hieß sie Oberliga – gespielt und bei einem Trainingslehrgang sogar drei Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft getragen.

Im Kreis Paderborn fing Reinsberger gezwungenermaßen basketballerisch wieder ganz unten an. Nach einer Stippvisite bei der DJK Delbrück, wo es etwas früher als in Paderborn eine Basketballmannschaft gab, und einer vorübergehenden Rückkehr zum VfL Bochum gehörte der geschickte und technisch sehr versierte Sportler, dessen Spielweise man heute als „smart“ charakterisieren würde, 1969 zu den Gründungmitgliedern des VBC 69. Kurz darauf war er natürilch einer der Protagonisten jener ersten Paderborner Basketballmannschaft, die in der Saison 1970/71 in der Kreisliga zumeist mit wüster Haarpracht wettbewerbsmäßig auf Korbjagd ging.

Die erste Paderborner Basketballmannschaft in der Saison 1970/71 mit Clausjürgen Reinsberger (Mitte unten)

Auch dank Reinsbergers Trefferquote ging es rasant aufwärts. Nach drei Aufstiegen in vier Jahren kam der VBC 1974 erstmals in der Oberliga an, der damals vierthöchsten deutsche Liga. Nach einem Abstieg 1975/76 und dem sofortigen Wiederaufstieg beendete der Mann der ersten Stunde vier Jahre später seine aktive Karriere, nachdem er noch eine Saison im 1977 eingeweihten Sportzentrum Maspernplatz gespielt hatte.

Oberliga 1977/78: Für Clausjürgen Reinsberger (unten 3. von links) war es das letzte aktive Jahr als Spieler

Ab 1979 trainierte Clausjürgen Reinsberger jene Mannschaft, in der er bis dahin gespielt hatte.

Die VBC-Oberligamannschaft in der Saison 1979/80 mit Trainer Clausjürgen Reinsberger

Besondere Bedeutung hatten stets die Wiedersehen mit dem VfL Bochum. Handelte es sich für den VBC um ein Auswärtsspiel, ließ es sich das „Kind des Ruhrpotts“, wie sich Reinsberger selber gern bezeichnet, selber das kulturelle Rahmenprogramm zu organisieren.

Reinsbergers „4“ beim VBC erhielt 1978 übrigens zunächst Lewis Bryant. Der US-Amerikaner war zusammen mit seinem Landsmann Julius Jones und Center Bernd Schulte, der die „4“ im Jahr darauf übernahm, in der Saison 78/79 vom damaligen Bezirksligisten TV Büren nach Paderborn gewechselt. Zusammen mit Lewis sollte Clausjürgen künftig noch viele gemeinsame Titel und Aufstiege feiern.

Bereits in der Chronik zum zehnjährigen VBC-Bestehen  wurde Reinsberger, der sich seit 1972 als Trainer um den Aufbau einer Frauenabteilung verdient gemacht hatte, als „Glücksfall“ bezeichnet. Weiter hieß es dort: „Der Aufstieg des Basketballsports in Paderborn ist eng mit Clausjürgen Reinsberger verbunden.“ Dabei stand dessen größter Erfolg als Coach noch aus: 1982 führte er den VBC zur Oberliga-Meisterschaft und damit in die Regionalliga West, der damaligen 3. Liga.

Oberliga-Meister 1982: Der VBC hatte damit unter Trainer Clausjürgen Reinsberger (oben links) die Regionalliga West erreicht. Die Regionalliga war zu diesem Zeitpunkt die 3. Liga.

Auch beim SC Borchen, wo Reinsberger fortan ein neues Basketball-Kapitel aufschlug, blieb ihm der Erfolg treu. Nach drei Aufstiegen erreichte er 1986 mit dem SCB die 2. Regionalliga. In insgesamt drei Amtszeiten (1982 bis 1989, 1996 bis 1998 und 2002/2003) übernahm Reinsberger in Borchen für insgesamt zehn Jahre Verantwortung. Er ist damit auch jetzt noch Rekordhalter in Borchen, was die Zahl der Trainerjahre betrifft (Michael Lattekamp kommt auf neun).

Zwischendurch kehrte Clausjürgen immer wieder zu den Paderbornern zurück, wo er bis 2002 die Baskets-Damen coachte. Reinsbergers letzte Trainerstation in der Spielzeit 2003/04 war die erste, die vorzeitig zu Ende ging – auf eigenen Wunsch: Wegen mangelhafter Trainingsbeteiligung beendete er sein Engagement beim Herren-Landesligisten SuS Westenholz nach nur fünf Spieltagen.

Die Förderung junger Menschen lag dem Diplom-Ingenieur auch im Beruf am Herzen. Als stellvertretender Ausbildungsleiter bei der Nixdorf Computer AG, als Lehrer am Bib und als Leiter der Ausbildungswerkstatt bei Thyssen Umformtechnik in Brackwede machte sich Reinsberger um den Nachwuchs verdient. Noch heute ist er ehrenamtlich für die Industrie- und Handelskammer aktiv.

Eine weitere Passion fand der Ballsportler auf dem Wasser. Dort schwenkte Reinsberger in die Funktionärslaufbahn ein und führte von 1989 bis 2001 als Vorsitzender den Paderborner Seglerverein, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Seitdem ist er PBSV-Ehrenvorsitzender.

Doch Reinsbergers Herz hängt am Basketball. Stolz ist er darauf, dass seine Söhne diese Leidenschaft teilen. Dirk, der Ältere, saß 1994 beim ersten Bundesligaaufstieg der Baskets als Co-Trainer von Werner Rotsaert am Spielfeldrand. In gleicher Funktion ist Reinsbergers jüngerer Sohn Claus seit fünf Jahren bei den Uni Baskets gefordert.

Merke: Ohne einen Reinsberger läuft es im Paderborner Basketball offenbar nicht rund.

Stationen als Spieler in Paderborn

1970/71 Kreisliga-Meister mit dem VBC

1971/72 Bezirksliga-Meister mit dem VBC

1972/73 Landesliga mit dem VBC (2. Platz)

1973/74 Landesliga-Meister mit dem VBC

1974/75 Oberliga mit dem VBC (Abstieg)

1975/76 Oberliga mit dem VBC

1976/77 ungeschlagener Landesliga-Meister mit dem VBC

1977/78 Oberliga mit dem VBC

Ausgewählte Stationen als Trainer

1972/73 VBC-Frauen Kreisliga Ostwestfalen (4. Platz)

1973/74 VBC-Frauen Meister in der Kreisliga Ostwestfalen

1974/75 VBC-Frauen Bezirksliga

1975/76 VBC-Frauen Bezirksliga

1976/77 VBC-Frauen Bezirksliga

1977/78 VBC-Frauen Bezirksliga (2. Platz und Aufstieg)

1978/79 VBC-Frauen Landesliga
(6. Platz)

Clausjürgen Reinsberger als Trainer der VBC-Landesligafrauen in der Saison 1978/79. Foto: Archiv Pro-Basketball Paderborn

1979/80: Oberliga mit den VBC-Männern

1980/81: Oberliga mit den VBC-Männern

1981/82: Oberliga-Meister mit den VBC-Männern und Aufstieg in die Regionalliga West (3. Liga)

1982/83: Bezirksliga mit dem SC Borchen

1983/84: Landesliga mit dem SC Borchen

1984/85: Oberliga mit dem SC Borchen

1985/86: Oberliga mit dem SC Borchen

1986/87: 2. Regionalliga mit dem SC Borchen

1987/88: Oberliga mit dem SC Borchen

1988/89: Oberliga mit dem SC Borchen

1996/97: Landesliga mit dem SC Borchen

1997/98: Oberliga mit dem SC Borchen

2001/2002: Letzte Saison als Frauentrainer bei den Paderborn Baskets

2002/2003: Oberliga mit dem SC Borchen

2003/2004: Landesliga bei SuS Westenholz (für fünf Spieltage)